Vom 16. bis 18. November 2018 fand im Hotel „Górecki“ in Heilsberg das bereits siebte Volkstanzseminar der Landsmannschaft Ostpreußen für junge Tänzer der Deutschen Minderheit im südlichen Ostpreußen statt. Organisatorin Edyta Gładkowska hatte für die 60 Teilnehmer zwei Leiterinnen von deutschen Tanzgruppen in Schlesien als Trainerinnen für das arbeitsreiche Wochenende gewinnen können.
Die Volkstanzwerkstatt beginnt für die Teilnehmer immer ganz harmlos. Sie bekommen am Freitagabend erste Integrationsspiele und -tänze geboten, lernen neue Leute kennen und begrüßen alte Kollegen. Manche jungen Tänzer wie die der Regionaltanzgruppe „Saga“ von der Gesellschaft der deutschen Minderheit in Bartenstein oder der Gruppe „Mała Warmia“ („Kleines Ermland“) aus der Schule in Groß Lemkendorf sind nicht zum ersten Mal dabei. Auch aus den Grundschulen mit Deutsch als Minderheitensprache in Frankenau und Neu Bartelsdorf sowie von den Gesellschaften der Deutschen Minderheit in Neidenburg, Heilsberg, Hohenstein und Rastenburg kamen Teilnehmer zur diesjährigen Werkstatt.
„Leider gab es auch in diesem Jahr deutlich mehr Interessierte als Plätze“, bedauert Gładkowska, „60 Kinder im Alter von sieben bis 18 Jahren in zwei Gruppen, das geht gerade noch – und auch nur wegen der guten Voraussetzungen hier im Hotel.“ Das Hotel „Górecki“ bietet zwei große Säle für Tanzveranstaltungen, die geradezu optimal für die Werkstatt sind. Aber selbst diese Bedingungen und die Tatsache, dass dank der finanziellen Unterstützung durch die Landsmannschaft Ostpreußen die Teilnehmer nur die Kosten für die An- und Abreise in Eigenregie tragen müssen, können das stark gewachsene Interesse nicht erklären, so Gładkowska: „Bei der ersten Werkstatt hatten wir ein Drittel der heutigen Teilnehmer und mussten sie dazu noch überzeugen. Heute geht die Information darüber kaum an die Empfänger raus, und schon kommen die ersten Anmeldungen.“
Aldona Krupa-Gawron, die Vorsitzende der Kulturgesellschaft des Ratiborer Landes „Źródło“ („Quelle“) erklärt das mit einer gewissen Mode für Folklore. In den von ihr geleiteten Tanzgruppen ihrer Organisation tanzen immerhin 300 Personen unterschiedlichen Alters. Ihre energische und entschiedene Art bekamen die Teilnehmer am Sonnabend zu spüren, als es mit dem intensiven Tanztraining ernst wurde. „Disziplin ist notwendig, damit es als Ganzes gut aussieht, wenn in einem Ensemble getanzt wird. Doch von Anfang an war zu sehen, dass die Kinder schon in Gruppen gearbeitet haben, Gefühl für Rhythmus und Paarbewegung haben, zuhören können und Erklärungen umsetzen können“, lobt Krupa-Gawron. Unter ihren kritischen Augen wuchs in kurzer Zeit am Sonnabendvormittag als erster Tanz eine Quadrille aus dreimal vier Paaren zusammen.
Ein weiterer Tanz, den die Gruppe trainierte, war der „Reifentanz“. Seinen Ursprung hat er laut Krupa-Gawron in der Fassherstellung: „Wenn früher bei der Herstellung von Reifen für Kraut- oder Bierfässer einer davon zersprang, nahm man ihn in die Hand und begann damit zu tanzen.“ Für die Arbeit in den Tanzgruppen nimmt sie dafür aber zerschnittene und geschmückte Hula-Hoop-Reifen. Auch die andere Gruppe war unter Zuzanna Szczepanska, seit 14 Jahren Tänzerin und seit vier Jahren Leiterin der Volkstanzgruppe „Wal-Nak“ aus Schulenburg im Kreis Oppeln, fleißig an der Arbeit mit „Kreuzpolka“ und „Kettentanz“.
Insgesamt lernten die Kinder und Jugendlichen auf der siebten Volkstanzwerkstatt sieben Tänze. Gerade das intensive Programm macht die Veranstaltung so wichtig für die Tänzer und ihre Betreuer. „Die vielen Schritte und Tänze, die sie hier lernen, kann ich meinen Kindern im normalen Training einmal die Woche kaum beibringen“, stellt etwa Danuta Niewęgłowska, die Leiterin von „Saga“, fest, „wir freuen uns deshalb auf weitere Werkstätten.“
Uwe Hahnkamp