Ziomkostwo Prus Wschodnich - Landsmannschaft Ostpreußen e.V.
 
Bericht von der Arbeitstagung der deutschen Vereine 2023

Bericht von der Arbeitstagung der deutschen Vereine 2023

Am vergangenen Wochenende fand im Hotel Anek in Sensburg die Arbeitstagung der Vorsitzenden und Delegierten der Deutschen Vereine statt.
Zu unserer Tagung wurden auch der Vorsitzende des VdG, Rafał Bartek, und die Geschäftsführerin, Joanna Hassa, eingeladen. Auch Michał Schlueter aus dem VdG-Vorstand, der ehemalige Vorsitzende des VdG und der amtierende Sprecher der AGDM, Bernard Gaida, waren anwesend.
Die Veranstaltung eröffnete Ulf Püstow, Bundesvorstandsmitglied in der Landsmannschaft Ostpreußen. Im Anschluss daran hieß der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat, die angekommenen Gäste willkommen.
Während der Arbeitstagung wurden auch dieses Jahr interessante Themen angesprochen.

„Wir müssen auch die Spuren von der deutschen Vergangenheit hinterlassen“

Heinrich Hoch, der Vorsitzende des Verbandes deutscher Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM), brachte den Teilnehmern die Geschichte der Entstehung der ersten Deutschen Gesellschaften näher und wie es dazukam, dass nach ein paar Jahren der Dachverband entstand. Seit Jahren steht der VdGEM den anderen Deutschen Vereinen mit Rat und Tat zur Verfügung und unterstützt sie bei vielen Projekten. Im Laufe der Zeit wurden leider manche Deutsche Vereine aufgelöst, etwa in Preußisch Holland oder in Treuburg, obwohl dort viele Deutsche geblieben sind, aber keiner von ihnen wollte sich der Aufgabe annehmen, den Vorstandsvorsitz zu übernehmen. Heinrich Hoch lobte die Deutschen Vereine für ihr Engagement und ihre Tätigkeit, die uns allen zu Gute kommt. Sehr aktiv sei Bartenstein und die Tanzgruppe „Saga”. Auch Heilsberg und Osterode seien Vorbild für andere, so Hoch. Unsere Aufgabe sei die Pflege der Gedenksteinen und Gedenktafeln, fuhr Hoch fort.

Neben der Geschichte sei auch die Pflege der Kultur, der Sprache und des Gedanken an die Deutschen sehr wichtig – konnten die Teilnehmer hören. Heinrich Hoch hat die Vergangenheit und das deutsche Kulturgut in den Vordergrund seiner Ausführungen gestellt. Die Kernaufgabe sei, dass „wir auch die Spuren von der deutschen Vergangenheit hinterlassen müssen”. Ein großes Dankeschön ging an Lech Kryszalowicz, der sich unermüdlich für das Thema Deutschunterricht als Minderheitensprache eingesetzt hat.

Unser zweiter Referent war Michał Schlueter, der die Vision des Bestehens der Deutschen Minderheit vorgestellt hat. In der Strategie gibt es viele Fragen, die man sich stellt, um festzulegen, wohin die Deutsche Minderheit in 12 Jahren kommen will. Einige Beispielfragen sind: Was wollen wir erreichen? Wo stehen wir in 12 Jahren? Woran merken wir, dass sich unsere Vision erfüllt hat? Diese Leitfragen sollen uns helfen, das Ziel zu erreichen. Diese Ziele sind das Resultat von vielen kleineren und größeren Treffen der Mitglieder der Deutschen Gesellschaften in Polen. Alles soll dazu beitragen, dass die Identität gestärkt wird. In der Planung sei die Errichtung von 10 Einrichtungen von der Kita bis zum Abitur, die Deutsch als Minderheitensprache anbieten, fügte Schlueter hinzu.

Nach einer kurzen Pause, einem Schluck Kaffee und nach vielen Gesprächen zwischen den Teilnehmern hielt Rafał Bartek seine Rede. Der VdG-Vorsitzende sprach rund um das Thema Deutsch als Minderheitensprache. Neben Angaben zu Schülerzahlen hat Rafał Bartek Meinungen und Standpunkte dargestellt. Ein sehr aufschlussreiches Phänomen ist der Standpunkt des polnischen Entwicklungsministerium. Aus einem Schreiben des Ministerium geht hervor, dass die deutsche Sprache eine sehr starke Bedeutung in der polnischen Gesellschaft gewinnen wird. Diese Annahme fußt darauf, dass die deutsche Wirtschaft einen starken Zuwachs in den kommenden Jahren erleben wird. Dieser Umstand habe dazu beigetragen, dass erst jetzt viele Eltern erfahren hätten, dass ihre Kinder Deutsch als Minderheitensprache habe lernen können, betonte Bartek.

Ein wichtiges Thema war auch die Arbeit des VdG. Diese hat Joanna Hassa präsentiert. Sie sprach über unterstützte Projekte. Einige von ihnen sind schon etabliert und man kennt sie. Im Jahr 2020 sei ein neues Projekt ins Leben gerufen worden, so Hassa. Das Projekt LernRaum bietet die Möglichkeit Deutsch zu lernen. Dabei gibt es viele verschiedene Arten, die Deutsche Sprache zu erleben. Ein weiteres interessantes Projekt ist etwa das Portal supereule.pl – hier kann man vieles rund um die Deutsche Sprache finden – es ist eine Webseite für Lernende und Lehrende, für Klein und Groß, für Jung und Alt. Ein wichtiger Aspekt sind die Medien, wie etwa ein Wochenblatt als Zeitung und als Webseite.
Zum Abschluss des ersten Tages gab es ein gemeinsames Abendessen und danach eine Filmvorführung. „Ostpreußen Teil 5“ von Hermann Pölking erzählte die Geschichte zwischen 1913 und 1945 aus alten Filmen. Wie jedes Jahr war auch in diesem Jahr die Lust aufs Beisammensein groß, deshalb trafen sich alle nochmal im Restaurant zu Gesprächen. Der Abend dauerte bis in die späten Nachtstunden.

Am nächsten Tag hielt Dietmar Böttcher, der Vertreter des polnischen Eigentümers PNF, seinen Vortrag über die Polnisch-Deutsche Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz über Sanierungsmaßnahmen des Schlosses Steinort. Auf vielen Bildern konnten die Teilnehmer sehen, wie der aktuelle Zustand sich darstellt und was noch alles zu tun ist.

Ulf Püstow sprach in seiner Abschlussrede über die Bruderhilfe. Er genieße jede Gelegenheit, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, und habe allen für ihren Einsatz gedankt. Er habe oftmals erlebt, wie die älteren Leute sich auf seinen Besuch freuen.

Zum Abschluss ergriff das Wort der Sprecher der LO. Sprache sei Träger der Kultur, betonte Stephan Grigat. Um die Sprache müsse man sich bemühen. Er appellierte an die Gäste, sich um die Sprache zu kümmern. Niemand lache einen aus, es sei denn, dieser jemand kenne die Sprache selbst nicht, fuhr er fort. Sprache sei, das was uns Deutsche in Ostpreußen definiere. Es gebe nichts Schlimmeres, als wenn die älteren Leute zu Hause vereinsamen würden. Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen bedankte sich bei den Teilnehmer für die Teilnahme, für viele erfolgreiche Gespräche und ihr Engagement.